Frau mit dankbar erhobenen Armen in einer Blumenwiese

Eine kleine Reise in die Dankbarkeit

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Danke! Ein Wort, das die Welt verändern kann. Doch was ist sie genauer und wurde sie schon beforscht? Damit beschäftigt sich dieser Artikel.

Manchmal wird es einfach als Floskel der Höflichkeit dahin gesagt, doch ein tief empfundenes, aus dem Herzen strömendes Danke ist weit mehr als das. Es ist ein emotionales Erleben, das die Freude über etwas ausdrückt, das man – meist unerwartet oder unverdient – von jemand anderem empfangen hat. Dankbarkeit hat daher immer einen sozialen Aspekt, schafft eine Verbindung zwischen mir und dem anderen. Sie kann bestehende Beziehungen festigen und vertiefen. Dankbarkeit kann auch eingesetzt werden, um sich bei jemandem zu entschuldigen und etwas wieder gut zu machen oder in einer schwierigen Situation zu helfen. Dankbarkeit kann sich auf einer ganz alltäglichen Ebene äußern, doch sie kann auch transzendente Wirkung haben, uns ein Gefühl geben, Teil eines größeren Ganzen zu sein, dem die Dankbarkeit gilt.

Damit dieses positive Gefühl überhaupt entstehen kann, braucht es mindestens folgendes:

  • Das Erkennen, dass es da etwas gibt, für das ich dankbar sein könnte. Das birgt in sich ein Ja zum Leben, ein Anerkennen dessen, dass das Leben gut ist und Gutes zur Verfügung stellt.
  • Ein zweiter Schritt ist das Eingeständnis, dass dieses Gute außerhalb von mir selbst liegt. Dass es Menschen gibt, denen ich am Herzen liege. Dass das Leben, die Natur, … alles mögliche anstellt, um mir diese Freude zu machen.

Dankbarkeit ist absichtlos: Sie ist einfach Ausdruck der Freude über Empfangenes, sie schielt nicht nach einer Gegenleistung oder einem Effekt. Und das Schöne dran ist, dass genau das oft geschieht. Denn Dankbarkeit kann ansteckend wirken und eine Kette von wunderbaren Dingen nach sich ziehen. Oder anders formuliert: Dankbarkeit ist eine Art Gegenleistung in Form von positiver Emotion und Rückmeldung. Dies ist aber nicht in einem wirtschaftlichen Sinn gemeint, es geht einfach um das Strömen eines offenen, freudvollen Herzens, das sich an andere ausschütten will.

Mensch zeigt Dankbarkeit vor einem Sonnenuntergang

Dankbarkeit im Lichte der Forschung

Doch ist Dankbarkeit das Soft-Pflästerchen für Menschen, denen es ohnehin gut geht und die massenhaft Grund haben, dankbar zu sein? Eine weitere Studie hat sich dieser Frage angenommen und Personen – Student*innen – untersucht, die mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten – meist in Form von Depressionen oder Angststörungen. Die Studierenden wurden in drei Gruppen aufgeteilt, die alle professionelle Hilfe bekamen, doch zusätzlich unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen hatten: Eine Gruppe musste für drei Wochen lang jeden Tag einen Dankbarkeitsbrief an eine ihr bekannte Person schreiben. Die zweite Gruppe sollte sich schriftlich mit ihren tiefsten Gefühlen zur Verarbeitung negativer Erlebnisse auseinandersetzen. Die dritte Gruppe bekam keine Aufgabe.

Das Ergebnis: Jenen, die die Briefe geschrieben hatten, ging es deutlich besser als den beiden anderen Gruppen. Und zwar auch vier sowie zwölf Wochen nach Ende des Experiments. Eine Sprachanalyse hat gezeigt, dass in den Briefen deutlich öfter das Wort wir vorkam und positive Emotionen genannt wurden. Außerdem enthielten die Briefe weniger negative Wörter. Und genau auf diesen Faktor ist es zurückzuführen, dass es den  Briefschreiber*innen besser ging: Die geringere Verwendung negativer Beschreibungen machte den Unterschied, nicht jedoch, ob jemand sich in einer Flut positiver Worte erging. Dankbarkeit hilft also, die Aufmerksamkeit von negativen Gefühlen wegzulenken.

Nur ein kleiner Teil der Briefschreiber*innen hat ihre Werke auch tatsächlich abgesendet. Das hatte jedoch keinen Effekt auf die Wirkung der Dankbarkeit.

Besonders bemerkenswert: Wie alle positiven Emotionen hat auch Dankbarkeit eine “Sickerwirkung”. Eine Woche nach dem Experiment waren die Briefschreibenden noch genauso drauf wie die beiden anderen Gruppen. Erst nach vier Wochen zeigte sich die Veränderung, und nach zwölf Wochen hatte sie sich verstärkt.

Dankbarkeit zeigt sich im Gehirn

Schließlich wurde auch noch die Gehirnaktivität der Studienteilnehmer*innen gemessen: Sie bekamen einen kleinen Geldbetrag mit dem Auftrag, ihn einer anderen Person weiterzuschenken – aber nur, wenn sie sich dankbar fühlten. Jene, bei denen das der Fall war, hatten deutlich andere Gehirnströme als die Personen, die sich schuldig fühlten. Schuldig, weil sie nicht dankbar waren oder den Betrag weitergaben, um einer guten Sache zu dienen.

Wolke in Herzform als Zeichen für Dankbarkeit

Andere Studien haben gezeigt, dass Dankbarkeit Menschen optimistischer in die Zukunft blicken lässt. In das Gefühl der Dankbarkeit zu gehen statt nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung oder schnellem Glück zu streben, baut auch innere Ressourcen auf: So zeigt sich z.B., dass sich Selbstdisziplin leichter entwickeln kann, wenn Menschen dankbar sind.

Und wem das alles noch zu wenig ist: Dankbarkeit wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit aus. So haben z.B. laut einer Studie Herzpatient*innen, die Dankbarkeitstagebücher führten, geringere Entzündungswerte als jene, die das nicht tun. Außerdem schliefen sie besser und die Symptome ihrer Erkrankung verbesserten sich deutlich gegenüber Menschen aus der Kontrollgruppe der Studie.

 

9 Kommentare

  1. Allgemein habt ihr ja recht. Ist auch ein schöner Artikel.
    Aber ich finde man kann Dankbarkeit oder Positivität nur schwer fassen wenn das Leben durch Existensangst und finanziellen Nöten geflutet ist.
    Vor allem wenn das Existenzminimum Sanktioniert wird, und man einfach am Ende ist 🙁
    Sorry wollte euch nicht mit meinem Problem belasten. Ich weiß nur nicht wo ich noch Hilfe bekomme. Vielleicht setzt ihr auch auch fürs Bedingungslose Grundeinkommen ein?. Ich bin wahrscheinlich nicht die einzige der es so ergeht.
    Herzensgrüße Isabella

    1. Liebe Isabella,
      herzlichen Dank für deine Worte, die mich berühren. Ja, es ist nicht immer leicht – das Leben genau so wenig wie die Dankbarkeit. Manche Herausforderungen bringen uns hart an unsere Grenzen. Ich wünsche dir von Herzen, dass du einen Weg findest – oder er dich, sodass es finanziell wieder bergauf geht. Und vielleicht kann dir Positivität dabei ein kleines bisschen helfen. Es geht nicht darum, dass du deine Situation positiv sehen musst, sondern dass du dir eine Kraftquelle erschließt, die dir durch diese schweren Zeiten helfen kann. Vielleicht gibt es ja auch in deiner schwierigen Lage etwas, das dich ein wenig erfreut, ein paar kleine Lichtblicke? Das können Sonnenstrahlen sein, die dich innen und außen wärmen, das Lachen eines Kindes in der U-Bahn, ein schönes Lied … Probier mal aus, ob du so eine kleine Sache beim Schopf packen und sie so richtig wirken lassen kannst. Du hast uns “Herzensgrüße” geschickt – du bist ein Mensch, der sein Herz spürt und liebevoll auf andere zugeht. Wenn du die kleinen schönen Momente mit dieser gleichen Liebe in dir wirken lässt, lösen sie nicht deine Probleme. Doch sie können dich am Weg stärken und stützen und dir Kraft geben. Vielleicht ist es genau jenes zusätzliche bisschen Kraft, das den Unterschied macht und die Angst ein bisschen in Schach hält.

      Und ja, wir sind überzeugt, dass das bedingungslose Grundeinkommen viele Probleme lösen würde!

      Mit herzlichen Grüßen und meinen allerbesten Wünschen für dich
      Ira

    2. Liebe Isabella,
      nein du bist nicht die einzige, der es so geht – wir sind viele, aber jede sehr mit dem eigenen (Über-)Leben beschäftigt.
      Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Krise (gesundheitlich und in Folge finanziell) mich auch etwas lehren will. Solange ich das Opfer bleibe und die ganze Welt gegen mich erlebe, komme ich nicht weiter. Wenn ich die Krise als Chance sehe, etwas im Leben und vielleicht auch über mich zu lernen, verliert sie zumindest einen Teil ihrer Bedrohlichkeit und ich kann beginnen zu fragen:
      Was will durch die widrigen äußeren Umstände an Heilung in mir geschehen?
      Welche Gründe könnte es geben, dennoch dankbar zu sein?
      Wo sind meine Gratis-Kraftquellen?
      Wie und wo kann ich im Außen kreativ sein, vielleicht in Form von Vernetzungen, Nachbarschaftshilfe, Recycling …. und trage so aktiv zur Veränderung meiner Situation und gleichzeitig auch meiner Umgebung bei?
      Das Netzwerk des Schenkens – Tauchens -Teilens, das ich mitgestalte, trägt mich, so wie ich auch andere mittrage. So manche finanzielle Sorgen bleiben, aber ich erlaube ihnen nicht mehr mich aufzufressen. … welchen Wolf in meinem Herzen füttere ich? (siehe Wolfsgeschichte auf dieser HP). Vor zeitweisen Fütterungfehlern bin auch ich nicht gefeit, und darf dann wieder lernen zu vertrauen und das halbvolle Glas zu sehen.

      Herzliche Grüße
      Brigitte

  2. Hey, ein wirklich sehr schöner Artikel. Vielen herzlichen Dank, dass du ihn mit uns teilst.
    Es ist oft einfach für jene Dinge dankbar zu sein, die gut laufen im Leben. Aber die Herausforderungen möchten wir dann nicht so gerne haben und schieben sie von uns weg.
    Gerade hier hilft uns die Dankbarkeit das Leben so anzunehmen, wie es nun mal ist. Perfekt unperfekt!

  3. Ein schöner Beitrag. Dankbarkeit ist die Basis für ein glückliches Leben. Ich merke, wie ich mich auf die positiven Dinge konzentriere, seitdem ich mich täglich in Dankbarkeit übe und dadurch bin ich automatisch fröhlicher. Habe kürzlich eine Seite entdeckt, auf der 5 beliebte Dankbarkeitstagebücher miteinander verglichen wurden – vielleicht hat ja der ein oder andere Interesse: https://www.dankbarkeitstagebuch.de

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