Der WIRfel: We Pimp The World! Projekt # 43

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WPTW_logo_mav_01Ein Möbel der Begegnung für alle, zum Verweilen und Teilen im öffentlichen Raum – das ist die knappste Beschreibung des WIRfels. Ein Würfel, der ein Wir schaffen will. Und darüber hinaus noch jede Menge spannende Interaktionen zwischen Stadtverwaltungen, Bürger*innen und Unternehmen herstellen möchte. Kommunikation und Kooperation reloaded!

Johanna Steuth bunt“Wenn schon, dann g’scheit”, könnte das Motto der Münchnerin Johanna Steuth lauten, die übrigens eine kleine Schwäche für Wien hat und sich da auch Inspiration für ihr Projekt geholt hat – doch dazu später. Ihre Studienkombination aus European Studies mit Soziologie und Kulturwissenschaften würden wohl so machen Berufsberater vor Herausforderungen stellen. Doch da sich die Themengebiete perfekt mit den Interessen von Johanna decken und sie scheint’s ein Mensch mit mehr Ideen ist, als man umsetzen kann, fiel ihr durchaus was Passendes ein. Daher bezeichnet sie sich auch als Innovatorin kultureller und sozialer Prozesse.

Während ihres zweijährigen Wienaufenthalts gefielen Johanna die Enzis im Museumsquartier recht gut. Für alle Nicht-Wiener*innen: Das sind multifunktionale Möbel im öffentlichen Raum, im Sommer als Sitz- und Liegegelegenheiten im großen Hof zu finden, im Winter umgestaltet zu Punschhütten. Danach zog es Johanna weiter nach Irland. In Dublin beschäftigte sie sich in einem Stadtentwicklungsprojekt mit der Frage, wie und von wem Sitzgelegenheiten in der Stadt genützt werden und wie man sich dort begegnet.

Schreiner steht auf WIRfelBeide Ansätze gingen Johanna nicht weit genug. Sie wollte wandel- und wanderbare soziale Möbel für den öffentlichen Raum schaffen, in denen nicht nur Begegnung und Austausch stattfindet, sondern die auch zum gemeinsamen Gestalten anregen. Nun kann sie der Stadt eine neue Form von Schnittstelle zwischen Bürger*innen und Verwaltung anbieten, für Partizipationsprozesse. “Denn ohne Partizipation und Nachhaltigkeitskultur ist eine echte Nachhaltigkeitsstrategie nicht umzusetzen”, ist Johanna überzeugt. Was sich wohl sehr abstrakt liest, hat bereits eine ganz konkrete Form: den WIRfel. Ein ungewöhnliches Objekt aus Holzelementen, die sich wie ein Tangramm zu einem Würfel zusammenfügen lassen. Dafür braucht es allerdings mehr als eine Person – drum das WIR im WIRfel. Im Vorfeld hat ein Tischler aus Johannas Nachbarschaft die Holzteile gefertigt. Lackiert wurde mit Naturfarben, die Materialien und Dienstleistungen stammen – wo immer möglich – aus der Region oder gar der unmittelbaren Nachbarschaft.

Gespräche am WIRfelDie Feuertaufe hat der WIRfel bereits hinter sich – beim Streetlife-Festival in der Münchner Ludwigstraße. Johanna hat genau dokumentiert, wie die Bürger*innen das bunt-kuriose Novum aufgenommen und genutzt haben. Bei einigen war anfänglich Skepsis oder Staunen da, doch die meisten konnten sich bald damit anfreunden. In einigen Fällen packten die Menschen wirklich zu, stapelten die WIRfel-Elemente um, bemalten sie, trafen sich dort zum Plausch mit Freunden oder formten aus den Elementen das Wort “Hallo”.

Lesen am WIRfelGewöhnen sollte man sich an den WIRfel allerdings nicht, denn Johanna hat ihm die Seele eines wandernden Gesellen eingehaucht: Zehn Aktionstage an jeweils zehn Orten, lautet ihre Devise. So kann der WIRfel also 100 Tage lang eine Stadt erobern oder sich dort erobern lassen, Menschen zusammenbringen, Fragen aufwerfen, Raum zum Ausprobieren geben und so Nachhaltigkeitskompetenzen lernen und soziale Innovationen erproben – oder was auch immer mensch sich an Erlebnis und Erfahrung vom WIRfel mitgenommen hat. Jemand, der schon mal selbst mit anderen seine Umgebung gestaltet und gesehen hat, dass es geht und Spaß macht, hat dann auch Lust auf mehr.

Der WIRfel ist noch jung, hat seine volle Reife noch nicht erlangt. In Johannas Kopf ist er jedoch schon längst erwachsen und hat seinen Platz im Stadtleben gefunden: Da wird es eigens dafür ausgebildete WIRfel-Moderator*innen geben, die das Riesen-Holzpuzzle mit Themen beleben. Themen, die gerade auf der lokalpolitischen Tagesordnung stehen, wie etwa die Parkraumbewirtschaftung oder Energieautarkie. Diese Schwerpunkte sollen dann im WIRfel angesprochen und mit den Bürger*innen in einem lebendigen Meinungsaustausch diskutiert werden. Auf diesem Weg können Stadtverwaltungen die Bewohner*innen einbeziehen, Konfliktfelder bearbeiten lassen und die Bedürfnisse der Einwohner*innen besser kennen lernen. Und die Menschen können lernen, der Stadtverwaltung wieder mehr zu trauen.

Bauen mit WIRfelelementen cjaAuf die Frage, ob die mobilen Holzteile nicht geklaut werden könnten, meint Johanna: “Ein Element wiegt 30 bis 55 kg, das nimmt nicht so bald jemand mit.” Doch es wäre nicht Johanna, käme da nicht als Nachsatz gleich noch eine weitere pfiffige Idee dazu: “In Zukunft sollen die WIRfel-Elemente mit Peilsendern ausgestattet werden, die ihren Aufenthaltsort automatisch an die Website melden. Dort können WIRfel-Fans dann nachsehen, wo es in ihrer Nähe gerade WIRfel-Aktionstage gibt. Und falls wirklich mal jemand ein Element abzweigen und in den eigenen Garten stellen sollte, dann muss die Person mit Besuch rechnen. Denn der WIRfel ist immer eine Einladung und die soziale Natur der einzelnen Elemente bleibt in jedem Fall erhalten.”

Wirfel-Formen nsDen ersten WIRfel-Prototypen hat Johanna aus Überzeugung und Engagement für die Idee der Welt geschenkt. Für die Zukunft wünscht sie sich jedoch einen Businesspartner, mit dem sie das Konzept im größerem Stil umsetzen kann. Kernstück wird dabei die Zusammenarbeit mit Unternehmen sein, die den WIRfel als Art CSR-Projekt sponsern. Denn nach Johannas Wunsch sollen weder Bürger*innen noch die Stadtverwaltungen für den WIRfel bezahlen müssen, jedoch aktiv etwas beitragen: die Stadt etwa durch die Abwicklung und Bereitstellung aller erforderlichen Genehmigungen und die Bürger*innen durch aktives Nutzen und Kommunizieren und gemeinsames Gestalten.

Auch der Einssatz neuer Materialien statt Holz ist im Gespräch. Konkret hat sich Johanna auf die Fersen eines Werkstoffes geheftet, der verrottbar ist – ein erdölfreies “Plastik”, das bei Verbrennungsprozessen als “Abfall” anfallendes CO2 bindet und im biologischen Kreislauf geführt werden kann. Das gibt es erst im Planungsstadium, doch Johanna möchte mit dem WIRfel gleich mal Bedarf signalisieren und einen energievollen Impuls in die Richtung des neuen Werkstoffes bzw. seiner potenziellen Investor*innen senden.

Wer möchte bei so vielen schönen Ideen und Möglichkeiten nicht gleich einen WIRfel vor der Haustür haben?


Wie können wir alle mithelfen das Projekt zu pimpen?

Die ersten Schritte: Folgt We Pimp The World! auf Facebook und Twitter #wptw #wirfel, wo wir laufend über den WIRfel berichten werden.

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Fotos: Christian Adam, Laura Zalenga, Norbert Stuiber, Johanna Steuth

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