Zwei Arbeiter sitzen am halbfertigen Legohaus und bauen es zusammen

Haus im Legostil aus Plastikmüll

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Große Teile der Bevölkerung ohne wirkliches Dach über dem Kopf auf der einen, Berge von Plastikmüll auf der anderen Seite. Als Antwort darauf hat der Architekt Oscar Mendez aus Bogotá mit seiner Idee für ein Legohaus diese zwei Probleme in einer Lösung zusammengeführt: Er Häuser mit zusammensteckbaren Bausteinen, die aus recycletem Plastik hergestellt werden.

Große Probleme suchen eine Lösung

Mehrere Jahre hat Oscar Mendez im Rahmen seiner Doktorarbeit an dieser Idee gearbeitet, bis die Lösung perfekt war. Denn die Probleme, die er angehen wollte, haben beide eine beachtliche Größenordnung. In seinem Heimatland Kolumbien ist Armut weit verbreitet, ein Großteil der Familien lebt in Slums und hat weder ein festes Dach über dem Kopf noch Arbeit oder Einkommen. Weiters ist Wohnraum extrem knapp und für die meisten unerschwinglich. 40% der Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika leben nicht in Häusern. In Lateinamerika allein sind das knapp 80 Mio Menschen.

Allein in Bogotá wandern jeden Tag 750 Tonnen Plastik auf die Deponie, nur 100 Tonnen wurden bislang recyclet, 400 Tonnen verlieren sich in der Umwelt. Zudem wird es im Jahr 2050 bereits mehr Plastik im Meer geben als Fische. Schon heute sind Flüsse, Meere und Landschaften mit Plastikmüll übersät. Das ist nicht nur ein ästhetisches, sondern vor allem ein Umweltproblem. Denn Plastik wird nicht auf natürlichem Weg abgebaut, zerfällt aber in kleinste Teilchen, die sich in der Nahrungskette anreichern.

Die Idee: das Legohaus

In seiner langjährigen Entwicklungsarbeit hat Oscar Mendez einen Weg gefunden, verschiedenste Arten von Plastikabfällen einzuschmelzen und zu zusammensteckbaren Ziegeln zu verarbeiten. Damit baut seine Firma Conceptos Plasticos nun einfache Häuser. Auf 40 m2 finden sich ein Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, ein Esszimmer mit Küche sowie ein Bad. Klingt für unsere verwöhnten Ohren vielleicht etwas gedrängt, doch für die Menschen in wirtschaftlich schwachen Gegenden ist es der pure Luxus.

Ansicht von Legohaus
© Conceptos Plasticos – Ein fertiges Legohaus

Die Häuser können einfach aufgebaut werden, man braucht keine Bauerfahrung dazu. Das bedeutet, dass die Menschen auch selbst mit anpacken können, um ihr zukünftiges Zuhause “auf die Beine” zu stellen. Die Steckverbindungen reichen aus, um das Haus zusammenzuhalten, es braucht keine weiteren Befestigungen oder Verklebungen. Das macht die Häuser auch mobil und transportabel. In fünf Tagen kann ein Haus aufgebaut werden.

Zwei Plastikziegel, schienenartig in einander gesteckt
© Conceptos Plasticos – Zusammensteckbare Ziegel aus recycletem Plastik für das Legohaus

In diesem Video (nur spanisch) erklärt Oscar Mendez, was es mit den Legohäusern auf sich hat und vor allem: warum sich für ihn gerade diese Lösung angeboten hat.

Das Legohaus bietet viele Vorteile

Die Herstellkosten sind wesentlich geringer als bei traditionellen Baustoffen. Der Preis basiert nicht auf der Quadratmeteranzahl, sondern auf dem Gewicht der verwendeten Plastikbausteine. So beträgt der Preis für ein Haus rund EUR 4.600. Die Häuser bieten auch einen Anreiz und eine Einkommensmöglichkeit – Conceptos Plasticos zahlt faire Preise für den Rohstoff, der einfach in der freien Natur gesammelt werden kann.

Das Konzept ist besonders für entlegene Gegenden gut geeignet, um Schulen und Häuser zu bauen. Das ist sonst aufgrund der hohen Transport- und Materialkosten kaum machbar.

Für die Umweltbilanz sind die Häuser ein großer Gewinn. 12 der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sind abgedeckt. Durch die Verwendung von Recyclingplastik werden Tausende Tonnen an Rohstoffen, CO2 und Wasser eingespart.

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4 Kommentare

  1. Halte ich für eine wirklich gute Sache aber wie sieht es mit den Schadstoffen aus? Plastik kann auch zum Beispiel Weichmacher enthalten, die freigesetzt werden.

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