“Eine Handvoll Nähmaschinen, eine ausreichende Menge an Stoffen, Scheren, Fäden, Knöpfen und anderem bunten und schönen Zeugs” als Hardware sowie “eine Portion Mut, eine Prise Kreativität und eine Messerspitze Geduld” als Software sind zwar die wichtigsten Zutaten der Nähküche. Doch da gibt es noch viel mehr: eine offene Werkstatt, die zu gemeinschaftlichem Handwerken in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft einlädt.
Bei einem Gespräch mit Felicitas Egger, die gemeinsam mit Nadja, Ly, Dani, Martina, German und Mira die Nähküche in die Welt gebracht hat, geht in jedem Fall die Sonne auf: Sprühend vor Ideen, guter Energie, Visionskraft und G’spür bringt sie so ziemlich alles unter einen Hut und auch auf den Boden, was man sich in Sachen Wandel nur vorstellen kann. Aber bleiben wir mal bei der Nähküche:
Vor rund vier Jahren überlegte Felicitas gemeinsam mit einer Freundin, wie wohl die Zukunft nach dem Soziologiestudium aussehen könnte. Die beiden schätzten die Chancen, einen Job in ihrem Fachbereich zu bekommen, nicht rosig ein. Und überlegten ein Café aufzumachen. Doch Nadja wusste gleich, dass ihr sozialpolitisches Engagement dabei zu kurz käme. Die Idee einer offenen Werkstätte war schnell zur Stelle, doch der Weg dorthin war gar nicht klar. “Uns hat noch das Netzwerk gefehlt,” bringt es Felicitas auf den Punkt.
Eine Einladung zum Südwind-Straßenfest an die Hobbynäherin Felicitas hat den Umschwung gebracht: Aus der Idee, mit einer Nähmaschine ein paar T-Shirts zu pimpen, wurde ein großes Zelt mit sieben Maschinen, proppenvollen Nähworkshops und begeistertem Publikum. Das Netzwerk fand sich in Windeseile wie von selbst über den frühling 2012 und wächst seitdem täglich weiter.
Die Nähküche entstand wie im Flug und wurde sofort ein gern gesehener Bestandteil von zahlreichen Festivals und Veranstaltungen, wie z.B. der wearfair oder der attac Sommerakademie. Ausgestattet mit Nähmaschinen, Stoffresten und alten Kleidungsstücken sowie einer Riesenportion Freude und Kreativität bringt die um Felicitas entstandene Nähküchen-Crew die Workshop-Teilnehmer*innen in Selbstmach-Laune. Oder besser gesagt: in die freudvolle Stimmung, gemeinsam etwas zu nähen, aus Altem Neues entstehen zu lassen, das eigene handwerkliche Geschick (wieder) zu entdecken und etwas zu tun, das die Freude an Shopping locker in den Schatten stellt. Denn Nähküche ist allemal cooler als Shopping Mall. Und spart Ressourcen und Geld, außerdem lernt man neue Leute kennen.
Die Nähküche ist also eine offene und bislang mobile Nähwerkstatt und verfolgt die Vision einer nachhaltigen Gesellschaft. Aus ausgedienten Kleidungsstücken, Vorhängen, Bettwäsche, Lastwagenplanen und Fahrradschläuchen entstehen neue Klamotten, Accessoires, Hüte, Taschen und sonstige textile Gegenstände aller Art. Die Nähküche bietet neben ihrem Know-how und den Materialien nun sogar Räumlichkeiten an. Denn vor wenigen Tagen hat sich eine dauerhafte Bleibe in der Linzer Bethlehemstraße gefunden. Sofa und Kaffeemaschine haben schon ihre Posten bezogen, Nähmaschinen sind auch scon da.
Die Vision von Felicitas von einer offenen Werkstatt kommt damit ihrer Verwirklichung einen Riesenschritt näher: Zahlreiche Kooperationspartner sind bereits mit an Bord, und im Atelier der Nähküche wird es auch eine Siebdruckerei und eine Einkocherei geben. Ein Bereich des Ateliers wird einem kleinen Co-working Space Platz bieten. Felicitas’ Wunsch ist es, auch für Menschen, die noch nie handwerklich tätig waren, offen zu stehen und ihnen ein einladendes Angebot zur Verfügung zu stellen. Das Logo der Nähküche – “näkü” – dient als offenes Label für alle im Rahmen der Nähküche produzierten Textilien, die sich zu einer offenen Kollektion fügen. Die Preispolitik ist aus Prinzip immer offen – alle geben so viel, wie ihnen das Erhaltene wert ist. Und das funktioniert sehr gut.
Auch wenn es vielleicht so scheint, als hätten sich die Puzzlesteinchen für die Nähküche mit ganz wundersamer Leichtigkeit zusammengefügt: Felicitas kennt auch die schwierigen Zeiten, hat sie selbst erlebt und ist gestärkt am anderen Ende wieder hervorgegangen. Wiederholt betont sie, wie wichtig Netzwerke, Freundschaften und Mentoren für sie waren. Besonderen Dank verspürt sie für die Unterstützung durch Hermann.
Und sollte irgendjemand meinen, der Gesprächsstoff mit Felicitas würde jenseits von Nähmaschine oder Schnittmustern gleich enden: weit gefehlt. Die 25jährige quirlige Oberösterreicherin, die gerade ihre Diplomarbeit schreibt, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am LIquA, dem Linzer Institut für qualitative Analysen, und spricht über wissenschaftskritische Ansätze, Akteur-Netzwerk-Theorie und Transition Management genauso kompetent wie über ihr Nähküchen-Projekt. Da bleibt uns nur zu sagen: Die Zukunft liegt in guten Händen.
Wie können wir alle mithelfen das Projekt zu pimpen?
Die ersten Schritte: Folgt We Pimp The World! auf Facebook und Twitter #wptw #naekue, wo wir laufend über die Nähküche berichten werden.
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Gefällt mir,werde euch unterstütrzen ,so gut ich eben kann.
eine tolle sache!! wünsche euch viele förderer und interessierte menschen!
die richtige idee zur richtigen zeit!
weiter so!!
Find ich super, werde mich nach dem Urlaub bei euch melden, um mitzumachen. Ich nähe sehr gerne und bin für jeden Tipp und jede Anregung dankbar. Auch den Austausch mit Gleichgesinnten liebe ich. Auch für die Einkocherei bin ich zu haben. Freue mich schon darauf, mitzumachen.
Liebe Grüße
Monika baa