CraftWerk: We Pimp The World! Projekt # 47

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WPTW_logo_mav_01Von der international gefragten Schuhdesignerin zur Do It Yourself-Handwerkerin mit Faible für Resteverwertung und Schuhfertigung Marke Eigenbau: Mit viel Mut ist Bernadette Hehenberger Schritt für Schritt ihren persönlich stimmigen Weg gegangen, der sie zur Gründung von CraftWerk geführt hat. In Workshops stellen blutige Laien Schuhe auf Basis von Bernadettes archaischen Designs her.

tmwr 3Nach der Matura an einer Kunstgewerbe-Schule hatte Bernadette Hehenberger, die auf einem Bauernhof in Niederösterreich aufgewachsen ist, das Gefühl, dass ihrem Leben etwas Handwerkliches fehlt. Also hat sie sich als Buchbinderin und Restauratorin versucht und Interesse an Schuhmacherei entwickelt. Doch die Zugänge in Österreich waren nicht das Passende für sie: “Ein strenger, männerdominierten Lehrberuf in einem orthopädielastigen Umfeld.” Sie ging nach England und hat dort eine Ausbildung als Schuhdesignerin absolviert.

legsDann passierte etwas, das für andere wohl die Erfüllung eines märchenhaftes Traums gewesen wäre. Doch für Bernadette war es einfach ein weiterer Schritt auf ihrem Entwicklungsweg: Sie wurde von der Firma Clarks gescoutet und engagiert. Ein paar Jahre lang hat sie also Glanz, Glorie und Glamour des internationalen Design-Parketts kennen gelernt, ist auf der ganzen Welt zu den namhaftesten Messen gefahren und hat sich mit innovativen Designs austoben können. Doch Bernadette wurde bald das Herz schwer, denn sie merkte, dass es nur um Trends, Zahlen und Profitmaximierung ging.

_MG_0251Nach einer weiteren Station bei Heini Staudingers Waldviertler Schuhen lebt Bernadette mittlerweile in Wien. Sie ist nach wie vor unglaublich lern- und wissbegierig – u.a. studiert sie nun Werkerziehung an der Uni und peilt einen Master in Social Design an. Ihre Leidenschaft liegt noch immer bei den Schuhen – oder besser gesagt dabei, anderen Menschen als “Schuhtherapeutin” die Freude am Handwerk näher zu bringen. “Handwerk ist wichtig, um sich selbst in der Welt zu erleben und zu begreifen. Es steht in Konflikt mit Design, das sich aus den Vorgaben der Industrie entwickelt hat”, erzählt Bernadette, die inzwischen CraftWerk gegründet hat, das weit mehr ist als bloß ein Schuhlabel: Sie entwirft nun “archaischen Schuhdesigns” – darunter fallen z.B. Bundschuhe aus Lederflecken oder speziell entwickelte Ballerinas, die innerhalb eines Tages zu fertigen sind.

LederDas ist Bernadette wichtig, denn sie hat sich darauf spezialisiert, Workshops anzubieten, bei denen Interessierte am Abend mit ihrem ersten Paar selbstgemachter Schuhe heimgehen können. “Neben dem Handwerklichen beschäftigen wir uns mit den großen Unterschieden in der Schuhfertigung – von regionaler Herstellung in kleinen Manufakturen bis zur Massenproduktion in China. Ihre Vergangenheit kommt Bernadette dabei zugute: Sie kennt Bezugsquellen für Lederreste und bringt damit auch Umweltaspekte ins Spiel. “In meiner Vergangenheit tat es mir weh zu sehen, welche Mengen an Leder weggeworfen wurden, nachdem die zahlreichen Farb- und Verarbeitungsmuster den Designer*innen vorgestellt worden waren.” Auch kleinste Lederreste werden bei Bernadette zu Accessoires verarbeitet. In Zukunft möchte sie mit vegetabil gegerbtem Leder arbeiten: “Die meisten industriell gefertigen Schuhe sind Giftmüll. Das Leder wird mit Chrom gegerbt, das bei der Entsorgung beim Verbrennen giftig wird”, weiß Bernadette.

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tmwr 7Shoe be do” nennt sich einer von Bernadettes Workshops. “Mir geht es um das Sein im Tun. Meine Absicht ist es, die Hürde, die viele Menschen heutzutage beim Selbermachen haben, einzureißen. Sie sollen wieder in die Freude hineinfinden, etwas selbst herstellen zu können. Meine Kurse sollen einen Impuls dazu liefern.” Im Workshop geht es darum, die passende Lederfarbe und Schuhform zu wählen und sich für jene Accessoires zu entscheiden, die dem eigenen Schuh die ganz unverwechselbare Note geben. Auch das ist durchaus kreative Arbeit, die gut aufgenommen wird – es gab schon Teilnehmer*innen aus Liechtenstein, der Schweiz und Berlin.

gluingCraftWerk wird demnächst gemeinsam mit einer Schuhmacher-Meisterin eine kleine Werkstatt im Wiener WUK beziehen, um dort die DIY-Schuhkurse anbieten und ein kleines Schuhzentrum für “craftsmen in residence” aufzubauen. Doch Bernadettes Pläne gehen noch weiter. So ist z.B. eine Kooperation mit der Lebenshilfe in Arbeit, im Rahmen derer Lederaccessoires von betreuten Personen hergestellt und verkauft werden sollen.

D3S_5940Für die fernere Zukunft möchte Bernadette ihr CraftWerk zu einem Open Source-Label weiter entwickeln. Mit einer Fülle an verschiedenen Modellen und Schnitten, die man sich zum Selbstmachen einfach aus dem Internet runterladen kann. “Das ist gar nicht so neu”, meint Bernadette. “In England gab es in der viktorianischen Zeit in privaten Häusern viele kleine Schuhwerkstätten.” Bernadettes Wissen zum Thema scheint beinahe unerschöpflich. Und ihre Freude, darüber zu erzählen und ihr Wissen weiter zu vermitteln, wirkt ansteckend: Den nächsten Kurs gibt es am 23. November im Wiener WUK. Wer will sich anstecken lassen?


Wie können wir alle mithelfen das Projekt zu pimpen?

Die ersten Schritte: Folgt We Pimp The World! auf Facebook und Twitter #wptw #crawe, wo wir laufend über CraftWerk berichten werden.

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